Im Juli vergangenen Jahres bin ich Goldgruber geworden und habe mich von Anfang an dort sehr wohl gefühlt. Einer meiner ersten positiven Eindrücke war die Tatsache, dass nicht nur das Oberwerth, sondern auch die Goldgrube sehr grün ist. Auch für mein Diakonenamt ist der Umzug ein echter Gewinn. St. Franziskus ist direkt um die Ecke, die beiden Seniorenzentren Barbarakloster und Seniorenresidenz Moseltal sind nun für mich zu Fuß leicht erreichbar, das Zentrale Pfarrbüro mit dem Dienstsitz des Pfarrers in der Koblenzer Straße mit dem Fahrrad immer noch in bequemer Nähe.
Und damit komme ich nun nach einem längeren Anlauf auf die Frage zu sprechen, was denn nun genau ein Diakon ist und macht. Zunächst einmal: Die Weihe gehört zu den sieben Sakramenten der katholischen Kirche. Seit den ersten Jahrhunderten kennt die Kirche das dreistufige Amt des Bischofs, Priesters und Diakons mit ihren verschiedenen Aufgaben. Für das Amt des Diakons gebrauche ich gerne wieder eine Kurzformel: „Ein Diakon dient!“ – und zwar in den drei Grundvollzügen der Kirche, der Verkündigung, der Liturgie (also alles, was mit der Vielfalt von Gottesdiensten zu tun hat) und der Diakonie/Caritas. Das heißt im Einzelnen:
Ich predige im Gottesdienst und tue das sehr gerne – immer mit dem Anspruch, die zeitlosen Wahrheiten der Bibel mit unserem Leben heute ins Gespräch zu bringen. Für den Diakon gilt aber vor allem ein Ausspruch des Heiligen Franziskus: „Verkünde das Evangelium, wenn nötig, gebrauche Worte dazu.“ Soll heißen – durch die Art und Weise, wie ich lebe und handle, soll an mir die frohe Botschaft ablesbar sein. Ein hoher Anspruch, der nicht immer gelingen kann.
Die katholische Kirche kennt eine Fülle von Gottesdiensten – von der Heiligen Messe bis zu den vielen Formen der Andacht. An dieser Stelle möchte ich aber die gottesdienstlichen Feiern an den Lebenswenden hervorheben. Wir Diakone taufen, trauen und beerdigen. Besonders lieb und wichtig sind mir dabei die Gespräche mit den Menschen, um diese Feiern vorzubereiten. Denn hier findet vielfach Seelsorge statt, hier bringen wir Menschen in existentiellen Lebenslagen mit der Kirche zusammen, werden auf einmal Glaubens- und Lebensfragen thematisiert.
Und nun komme ich auf das eigentliche Bewährungsfeld des Diakons zu sprechen – die Diakonie bzw. die Caritas. Der erste Begriff kommt aus dem Griechischen und meint dienen, der zweite aus dem Lateinischen mit der Bedeutung der Nächstenliebe. Gemeinsam ist beiden eine Grundhaltung gegenüber Menschen, besonders Menschen in Not – und das ist ein weites Feld. Deshalb habe ich dankbar den Besuchsdienst von Schwester Alexa (Schwestern vom Heiligen Geist/Marienhof) übernommen, die aus alters- gesundheitlichen Gründen dieses Amt nicht mehr wahrnehmen konnte. Mein Schwerpunkt ist die Seniorenresidenz Moseltal. Aber auch im Barbarakloster lasse ich mich gerne blicken. Ich schenke alten Menschen, die an ihr Zimmer gebunden sind und nicht mehr an den Alltagsaktivitäten teilnehmen können meine Zeit, meine Aufmerksamkeit und mein Gehör. Im Stadtteil Goldgrube komme ich zu denen nach Hause, die keinen Gottesdienst mehr aufsuchen können und spende die Hauskommunion. Auch hier gilt: Ungeteilte Aufmerksamkeit schenken und ganz da zu sein, denn ich nehme viel Einsamkeit wahr und das Bedürfnis, einmal das Herz auszuschütten ist groß.
Bleibt zum Schluss noch die Frage zu beantworten: Was macht der Diakon zuhause und in der ihm verbleibenden Zeit? Auch da lässt mich das Diakonische nicht ganz los. Ich lese leidenschaftlich gerne – Theologisches und Seelsorgliches. Und – der Diakon ist ein Mann des Gebetes. Dazu gehört das Stundengebet mit dem Morgen- und Abendlob der Kirche. Mein Lieblingsgebet ist aber die kontemplative Meditation – das reine schweigende Dasein vor Gott. Eine besonders schöne Variante des Gebets ist für mich darüber hinaus das Singen - im Vokalensemble Lay, das coronabedingt leider schon viel zu lange pausiert. Viel Freude bringt mir das Unterwegssein auf „Schusters Rappen“. Deshalb erwandere ich mit Begeisterung die Traumpfade unserer tollen Region. Manchmal begegne ich dabei sogar Gott.
Mit Hingabe da zu sein für die Menschen. Vielleicht kann ich so mein diakonisches Selbstverständnis überschreiben. Die Wohnung des Diakons ist immer offen für Gäste. Wollen sie einmal vorbeischauen – oder freuen sie sich auf einen Besuch? Ich bin für Sie da.
Ihr Diakon Heinz-Peter Wilbertz
Gutenbergstraße 14a
Telefonisch: 9145383 oder 01783589815